Kalaria et al. (2021): “The diagnosis and management of subclinical hypothyroidism is assay-dependent -- Implications for clinical practice“
DOI:https://doi.org/10.1111/cen.14423
Eine kleine Vergleichsstudie aus UK. Aus einem Labor, das Roche cobas e801 verwendet, und einem anderen mit Abbott Architect i2000 SR wurden binnen 10 Arbeitstagen Proben gesammelt, die auf der jeweiligen Messplattform biochemisch latente Unterfunktion zeigten (TsH über dem Referenzbereich aber < 10, fT4 im Referenzbereich). Ausgeschlossen wurden Schwangere, Kinder, Patienten mit LT-Medikation oder Hemmertherapie oder mit Hypophysenerkrankungen. Die gewonnenen Proben (53 Roche, 40 Abbott) wurden auf der je anderen Messplattform wiederholt gemessen und die Ergebnisse verglichen.
Zugrundegelegt wurden die Referenzbereichsangaben der Hersteller (Roche: fT4 12-22 pmol/l, TsH-Obergrenze 4,2 mlU/l; Abbott: fT4 9-19 pmol/l, TsH Obergrenze 4,94 mlU/l) und für beide Verfahren eine Cut-Off-Grenze von 10 mlU/l beim Tsh zur Unterscheidung von latenter und manifester Unterfunktion bei normalem fT4.
3/4 der Proben (40 von 53), die mit Roche als latent hypothyreot klassifiziert wurden (also ein Tsh zwischen 4,2 und 10 mit normalem fT4 hatten), wären beim Test mit Abbott als euthyreot klassifiziert worden. Andersherum wäre bei 30% (12 von 40) der mit Abbott als subklinisch hypothyreot klassifizierten bei einem Test mit Roche eine LT-Medikation angezeigt gewesen, weil entweder das TsH bei Messung mit Roche >10 war oder der fT4-Wert unterhalb des Referenzbereiches.
Auffällig ist, dass Abbott beim TsH systematisch im Vergleich zu Roche tiefer misst, aber eine höhere Referenzbereichsbereichsobergrenze angibt. Beim fT4-Wert misst Roche im niedrigen Bereich im Mittel etwa 15% höher als Abbott, die Referenzbereichsobergrenze von Roche ist aber 25% höher als die von Abbott.
Was die Autoren der Studie nicht berücksichtigen, ist, dass unabhängig von Unterschieden, die sich aus der unterschiedlichen Population, auf der die Referenzbereiche beruhen, ergeben, Abbott als Referenzbereich für fT4 ein zentrales 99%-Intervall angibt, statt des üblichen 95%-Intervalls. D.h. die Referenzbereichsuntergrenze des fT4s bei Abbott ist auf jeden Fall relativ niedriger (da hier eine anderes statistisches Maß gewählt wurde).
Meine Meinung dazu:
Wenn man ohnehin LT nimmt und eher fT4-Werte in der Mitte hat, sind diese Unterschiede vermutlich egal*. Wenn es allerdings um die Erstdiagnose einer Unterfunktion geht, würde *ich* bei eben noch normwertigem TsH und gleichzeitig fT4 <= 30% des Referenzbereichs von Abbott in einem anderen Labor mit Roche-Messplattform nachmessen lassen.
*und wenn man gerne hochdosiert LT nimmt, ist man mit einem Abbott-Labor besser bedient, was den fT4-Wert angeht, weil die Referenzbereichsobergrenze dort mindestens genauso zu hoch ist, wie die Untergrenze zu niedrig.