Hallo Sofalümmler!
Okay, wenn dich die Diskussion wirklich interessiert.Jetzt, wo es interessant wird... . Die Diskussion würde mich wirklich interessieren!Dann erzähl ich dir natürlich gern von meiner Idee, warum R² nur für den Abschnitt mit den niedrigen fT4-Werten besser geworden ist, aber für die anderen nicht.
Ich weiß natürlich nicht, ob meine Idee auch aus Sicht der Statistik wirklich richtig (bzw. relevant) ist, weil ich mich mit Statistik/statistischen Berechnungen leider nicht wirklich auskenne, aber ich schreib einfach mal, was ich so denke. Kannst mir natürlich auch gerne sagen, wenn du denkst, dass das Quark ist.
Du schriebst ja, dass ein R²-Wert von 1 aussagen würde, dass der Effekt (TSH) zu 100 % mit der Ursache (fT4) erklärbar wäre und dass niedrigere Werte bedeuten, dass das Modell doch nicht alles erklärt.
Dabei muss man m. E. aber auch Folgendes berücksichtigen: es gibt auf der einen Seite nur sehr wenige Gründe, warum TSH auch ohne fT4-Abfall ansteigen kann - dafür auf der anderen Seite aber ziemlich viele Gründe, warum es auch ohne fT4-Anstieg gehemmt werden kann.
Der mit Abstand häufigste Grund für einen TSH-Anstieg ist eine primäre UF durch Versagen der SD-Funktion mit Minderung oder auch völligem Fehlen der SD-Hormonproduktion. Am häufigsten ist daher logischerweise ein TSH-Anstieg auch durch einen mehr oder weniger großen Abfall von ft4 verursacht.
Andere Gründe für einen TSH-Anstieg auch ohne Vorliegen einer primären UF/Abfall von fT4 sind dagegen rar (siehe: http://www.thyroidmanager.org/chapte...roidal-system/ , Abschnitt „Causes of elevated TSH“) und – wie man anhand Figure 1 Abbildung B auch ganz gut erkennen kann – ab einem fT4 über der Norm (in der Studie: >25 pmol/l) sind TSH-Werte über der Norm (in der Studie: >4,1 mU/l) wirklich nur noch sehr vereinzelt und auch nicht supprimierte TSH-Werte werden mit noch weiter steigendem ft4 wirklich extrem selten (in solchen Fällen, wo TSH trotz deutlich erhöhter fT4-Spiegel nicht supprimiert, müsste man wohl übrigens davon ausgehen, dass entweder eine hypothalamische Störung vorliegt, die zu einer reduzierten Bioaktivität von TSH führt (Bioaktivität von TSH bestimmt sich aus unterschiedlichem Grad der Glykosylierung der TSH-Alpha- und Beta-Untereinheit und wichtigster Einflussfaktor für die Glykolisierung scheint TRH zu sein), dass eine zentrale SD-Hormonresistenz vorliegt oder TSH-produzierende Hypophysenadenome oder TSH-produzierende Karzinome. Oder es sind Antikörper vorhanden, die mit dem TSH-Test bzw. fT4-Test interferiert haben).
In Figure 1, Abbildung C geht es ja um den unteren fT4-Normbereich von 12 pmol/l bis 0 - und da TSH-Anstieg wie gesagt am häufigsten durch Versagen der SD mit fT4-Abfall verursacht wird, ist es m. E. eigentlich auch nur logisch, dass der Effekt (TSH) in diesem Abschnitt noch am wahrscheinlichsten durch die Ursache (fT4) erklärt werden kann und der R²-Wert hier noch am besten ist. Dass der R²-Wert trotzdem nicht „perfekt“ ist, liegt außerdem sicherlich auch daran, dass es eben auch Faktoren gibt, die TSH auch unabhängig vom gegebenen fT4-Spiegel downregulieren können (z. B. Diät/negative Energiebilanz, Leptinresistenz, Zytokine).
Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass der R²-Wert vielleicht etwas besser gewesen wäre, wenn der in der Studie verwendete TSH-Test nicht nur eine „Working Range“ bis max. 100 mU/l gehabt hätte. Denn es wird sicherlich so gewesen sein, dass einige von den Probanden mit sehr niedrigen fT4-Werten durchaus auch höhere TSH-Werte als 100 mU/l gehabt hätten, diese konnten aber dann nur als Wert von „100 mU/l“ in die Statistik einfließen, weil der Test einen Wert >100 mU/l nicht mehr erfassen konnte.
In Abbildung D mit dem mittleren fT4-Abschnitt von 12 bis 16 pmol/l verschlechtert dagegen m. E. nicht nur der Faktor „individuell höherer Setpoint“ den R²-Wert besonders, sondern sicherlich auch noch physiologische Faktoren (z. B. Alter, Geschlecht, BMI, Diät), medikamentöse und pathophysiologische Faktoren (z. B. (kompensierte) Autonomie, TRAK, Leptinresistenz, Zytokine etc.). Die Probanden waren ja keine ausschließlich Gesunden, sondern ein bunt gemixt Konglomerat aus (vielleicht) einigen Gesunden (die Leute, deren Werte für die Studie verwendet wurden, sind ja wegen Verdacht auf SD-Erkrankung oder zur Behandlung von schon bekannter SD-Erkrankung zur Untersuchung im Klinikum Lüdenscheid geschickt worden) und Leuten mit Struma diffusa, Struma nodosa, Autonomie, Basedow, autoimmuner und nicht-autoimmuner Thyreoiditis und SD-Krebs. Und es nahmen außerdem ein Teil der Probanden auch SD-Medis (LT, LT+Jod, Jod, SD-Hemmer).
Und in Abbildung E mit dem fT4-Abschnitt von 16 bis 32 pmol/l wird der R²-Wert auch nicht viel besser als im vorherigen Abschnitt, weil dieser Abschnitt auch den längsten fT4-Abschnitt enthält und der Faktor „individuell höherer oder niedrigerer Setpoint“ hier m. E. sehr zum Tragen kommen dürfte. Außerdem spielen hier natürlich sicherlich auch wieder die zuvor für Abschnitt D genannten Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle.
Meinst du mit „Zahl der Ereignisse“ die Teilnehmerzahl und deren fT4-TSH-Wertepaare - also n? Wenn ja, dann stellt sich mir aber die Frage: warum hat sich dann ausgerechnet R² in Abbildung C verbessert? Denn da war ja n =739 und das war die niedrigste Menge bei allen drei fT4-Abschnitten (bei D war n=1435 und bei E war n=1049). Wenn es an der Aufteilung der Zahl der Ereignisse läge, hätte sich dann nicht bei D der R²-Wert am deutlichsten bessern müssen und nicht bei C?Meine Interpretation ist, dass man die Zahl der Ereignisse aufteilt, also pro Ausgleichsgerade weniger Ereignisse übrig sind. Das verschlechtert die Statistik, also auch die Kennzahlen, die die Güte der Statistik beschreiben. Ich versuche das nochmal nachzuprüfen. Ist schon eine Weile her, dass ich das gelernt habe.
Fortsetzung ...